Notfall Gallensteine – akute Schmerzen

04.04.2014 | By

DiagnoseNotfall in der homöopathischen Praxis – Fachartikel

Zu einem Notfall in der Praxis gehört in erster Linie

  • eine gute manuelle Untersuchung,
  • Laborabklärung,
  • und eventuell weitere Abklärung über Röntgen, oder und Ultraschall u.s.w.. 

Vorraussetzung ist eine gute Kenntnis bzgl. der Differenzialdiagnostik.

Eine homöopathische Erstversorgung ist in den meisten Fällen, auch in einem Notfall, möglich.

Wichtig ist, hierbei auch Mittel zu verwenden, die eventuellen, nötigen weiteren Abklärungen, nicht im Wege stehen. Es ist ein großer Irrtum zu glauben, dass homöopathische Mittel nicht schnell genug wirken würden.
Eine schnelle, gute Differenzialdiagnostik steht natürlich an erster Stelle.

Aus der inneren Medizin, hier eine erschreckend oft verkannte Diagnose, als Beispiel:

Die Cholezystitis

Differenzialdiagnostik:

In über 90% liegt einer Cholezystitis ( Gallenblasenentzündung ) eine Cholelithiasis ( Gallensteine ) zugrunde. Gallenblasenentzündungen können auch o h n e Steine beobachtet werden.

Bei bestehenden Gallenkoliken ist die Diagnose leicht zu stellen. Hingegen stellt es sich recht schwierig dar, wenn die Anfälle fehlen. Zu differenzieren ist dann vor allem gegenüber der Magenerkrankungen und der Zwölffingerdarmerkrankungen.

Manuelle Untersuchung:

Bei der akuten – subakuten Cholezystitis, bei zugrunde liegender Cholelithiasis, gibt der Patient fast immer einen umschriebenen Schmerzpunkt unterhalb des rechten Rippenbogens zwischen Mamillar- und Mittellinie an. In sitzender Haltung und bei tiefer Inspiration verstärken sich die Schmerzen.

Labor:

  • akute Fälle: Leukozytose mit Linksverschiebung
  • chronisch: Fast immer eine erhöhte Senkungsreaktion, bis zu 40mm in der 1. Stunde
  • nach akuten Anfällen: Geringgradige Bilirubinämie
  • gelegentlich: Bilirubinausscheidung im Urin


Differenzierung am Beispiel des Ulcus duodeni und der Cholelithiasis:

Bei der Cholezystitis gilt erstmals auch diese Differenzierungstabelle:

Ulcus duodeni Cholelithiasis
Geschlecht 80 % männlich 80 % weiblich
Habitus leptosom pyknisch
Saison Frühjahr-Herbst ohne
Schubauslöser oft psychische Faktoren oft Diätfehler
Schubdauer Wochen Tage

Verträglichkeit:

Milch: gut meist nicht gut
Schokolade: gut schlecht
Eier: gut schlecht
Nausea: fehlt häufig
Schmerzausstrahlung: zirkulär, Rücken Rücken, Schulter, vorw. Rechts
Lokalbefund: scharf umschriebener
Spontanschmerz
weniger scharf umschriebener
(unterhalb re. Rippenrand)
der sich auf Palpation nicht verstärkt
Blutsenkung: niedrig bis abnorm niedrig eher beschleunigt
Ery-Zahl: oft erhöht normal
Serum: normal gelblich
Okkultes Blut im Stuhl: 50% positiv fehlt
Fraktionierte Magenaush.: hyperazid, Hypersekretion normal oder sub- bis anazid
Röntgen: Deformierung oder Nische
des Bulbus duodeni
Steine in Gallenblase,
Fehlende Füllung,
oder schlechte Entleerung

 

Schwieriger wird es nun bei Gallenwegsbeschwerden – ohne Stein und ohne Entzündung: – Die oben erwähnten Faktoren liegen meist jedoch trotzdem zu Grunde –

Meist kontinuierliche Schmerzen, mit den oben beschriebenen Ausstrahlungen, seltener kolikartige Schmerzen. Sollten die Patienten allerdings über Schmerzen in der Magengegend klagen, was oft genug vorkommt ist die Gefahr einer Fehldiagnose zu Gunsten einer Magenerkrankung nicht gering. Hilfreiche Führer können dyspetische Beschwerden, Meteorismus, oder ein unbehagliches Gefühl im Oberbauch sein.

Zur kurzen Ergänzung: Pathogenetisch lassen sich oft zwei klinische Faktoren verantwortlich machen:

  • Anomalien der Gallenwege,
  • funktionelle Störungen, bzw. Gallenwegsdyskinesien im eigentlichen Sinne.

Natürlich können wir in der Praxis nicht alle diese Parameter sogleich zur Hand haben.
Doch sie sich nochmals zu vergegenwärtigen, ist sicherlich kein Schaden.

Außer manueller- und Laborabklärung ist in vielen Praxen keine Möglichkeit geboten.

Der akute Einsatz der Homöopathie im Sinne einer ersten Schmerzlinderung braucht jedoch genauso wie die allopathische Erstmedikation eine beste Erstdifferenzialdiagnostik.

Bei der Homöopathie ist extreme Vorsicht bei dem Verdacht auf Gallensteine geboten!
Leicht können durch gut gemeinte, aber vorschnelle Medikationen Gallensteine in Bewegung kommen und die Gallengänge verschließen. Eine umgehende Einweisung in die Klinik ist dann unerlässlich.

Homöopathische Erst-Medikationen aus der Praxis,
als Möglichkeiten bei einer bestehenden Cholezystitis:

Hinweise im Sinne von Modalitäten und Submodalitäten für die klassische Einzelhomöopathie ergeben sich auch sehr gut nach Befragung anhand der o.e. Tabelle. Die subjektiven Äußerungen bringen, wie bei allen anderen Erkrankungen, dem Einzelhomöopathen erweiterte Hinweise.

Bewährt hat sich im Notfall oft eine Doppelgabe von Arsenicum album D12 um den Patienten mehr zur Ruhe zu bringen. Der Vorteil dieser Medikation liegt auf der Hand. Durch die Beruhigung des veg. Nervensystems kommt es zu einer subjektiven Schmerzerleichterung, ohne dass Symptome verwischt werden können.

Weitere homöopathische Möglichkeiten zur Medikation (ohne Anspruch auf Vollständigkeit),
nach vollständiger Abklärung:

  • Chelidonium,
  • Belladonna,
  • Fel tauri,
  • Coloynthis,
  • ( Nux vomica, Lycopodium ).


Bewährte Komplexhomöopathische Medikamente:

  • Chelidonium- Homaccord (Heel)
  • Belladonna – Homaccord (Heel )
  • Apis/Belladonna,
  • Chelidonium / Colocynthis
  • Vesica fellea/Ferrum D4/8 ( Wala ),

 

Notfall – Akutes körperliches Trauma in der homöopathischen Praxis

Stauchung eines Gelenks ohne und mit einer offenen Wunde:

Nach guter diagnostischer Abklärung und einer daraufhin folgenden Diagnose einer Stauchung gibt es eine sich seit vielen Jahren in meiner Praxis bewährte homöopathische Rezeptur, die ich gerne weitergebe:

Arnica D4,
Symphytum D 6,
Hyperikum D12
aa ad 100,0 ml;

DS tgl 3x-4×10 Tr. beim Erwachsenen, beim Kind dementsprechend weniger.

Hinweis: Nachdem die Apotheken nur noch seltenst die homöopathischen Mittel auf Lager haben, ist diese Verordnung zu teuer geworden. So empfiehlt es sich die einzelnen Mittel als Globuli zu je 10g zu verordnen.
DS je tgl 3x-4×5 Globuli. Dabei kann von jedem immer 5 Glob. auf die Hand gegeben werden, sodass der Patient, je 15 Glob. auf einmal einnimmt.

Die orale homöopathische Verordnung ändert sich vom Grundsatz her nicht, wenn eine offene Wunde vorliegt. Jedoch darf bei einer offenen Wunde keine Arnika Urtinktur zur externen Behandlung angewandt werden, während sie bei einer Stauchung ohne offene Wunde eine hervorragende Empfehlung darstellt.

Zusatz: Sollte es sich bei der offenen Wunde um eine Schnittwunde handeln ist Staphisagria D4, oder auch D6 unbedingt zusätzlich angezeigt.


Mittelbildbeschreibung in diesem Kontext:

Arnica – Arnica Montana, (Bergwohlverleih):

  • Glieder: Verstauchung und Verrenkung, Prellungsschmerz.
  • Modalitäten: V. – Bewegung, geringste Bewegung


Symphytum officinale, (Beinwurz):

  • Glieder: Verletzungen der Sehen, Bänder und des Periost, Hervorragend bei offenen Wunden, die bis auf das Periost gehen. Eines der wichtigsten Gelenkmittel.
  • Modalitäten: stechender Schmerz und Schmerzhaftigkeit des Periost; V: Berührung


Hypericum perforatum, (Johanniskraut):

Hinweis: Gilt als das große Mittel bei Nervenverletzungen! Nach „Helmuth“ übertrifft es bei postoperativen Schmerzen sogar Morphium.

Die außerordentliche Schmerzhaftigkeit gilt als Leitsymptom.

  • Glieder: Lanzierende Schmerzen, aber auch Druckschmerzen,
    insbesonders traumatische Neuralgien und Neuritis.
  • Modalitäten: V: Kälte und Feuchtigkeit

 

Cave:

Ganz besonders möchte ich bei diesem Artikel darauf hinweisen, dass die aufgeführten Medikamente nicht zur Selbstmedikation dienen. Ganz im Gegenteil – eine genaue therapeutische Abklärung ist unumgänglich, so wie der Artikel, durch seinen Aufbau, ja gerade darauf hinweist.

Auch für die Therapeuten stellen die Medikationshinweise lediglich Möglichkeiten zur eventuellen Erweiterung ihres Spektrum dar.

Ein kleiner Hinweis für die ganzheitlich orientierte Praxis sei mir an dieser Stelle noch erlaubt.

Gerne möchte ich auf „Gleditsch“, der uns allen bekannt sein dürfte, hinweisen. Auch in seinem Sinne sprechen wir bei Gallensteinen von der „kristallinen Form des Zorns“. Dies bedeutet, dass Menschen, die nicht gelernt haben mit ihrem Zorn umzugehen, oft den Zorn in sich verbergen um ihn über die kristalline Form, der Gallensteine indirekt zu äußern. Es ist bedrückend wie wenig unsere heutigen akzeptierten Gesellschaftsregeln und die verbreitete Angst vor Konsequenzen, egal in welchem Kontext, unseren natürlichen Emotionen zuwider handeln. Ein gesundes Umgehen mit unseren, uns eigenen Emotionen, ist gerade in unserer Zeit, im Sinne einer Gesunderhaltung aber auch Gesundwerdung, von höchster Wichtigkeit.

Wir, das Team im Zentrum der interaktiven Medizin, begleiten auch dahingehend unsere Patienten, indem wir ihnen den sog. „sentischen Zyklus“ im psychotherapeutischen Sinne vermitteln. Dies gibt ihnen eine schnelle Möglichkeit, eines bessern, autarken Umgehens mit ihren natürlichen Emotionen, insbesondere in der heutigen Zeit.

Somit streben wir nicht nur eine körperliche und psychische Gesundheit, sondern eine soziale Gesundheit auch hier an. Das Umgehen mit dem „sentischen Zyklus“ lehre ich selbst sehr oft Therapeuten innerhalb unseres Lehrinstituts. Wir, als Therapeuten, sollten Möglichkeiten wahr nehmen, um den oft unumgänglichen Schmerz, vom Leiden zu trennen.

An dieser Stelle ist es mir ein Bedürfnis, mich bei Herrn Manfred Maiworm (Comed-Zeitschrift) zu bedanken, der mir nicht nur solche Hinweise ermöglicht, sondern sie gerne fördert.

Autor: Susan Fischer – Medizinische Leitung – Zentrum der interaktiven Medizin

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